'Jede vollkommene Handlung wird von Freude begleitet.
Daran kann man erkennen, dass man es tun soll.'
Dieses Zitat des Schriftstellers André Gide begleitet mich schon viele Jahre. Es tut mir immer wieder gut. Wir tragen so viele Glaubenssätze in uns, die genau das Gegenteil behaupten: Arbeit muss streng sein, Arbeit kommt vor dem Spiel, man kann nicht immer nur der Lust nachgehen - sind Sätze, die auch heute noch hin und wieder in meinem Kopf spuken und mir das Leben schwer machen. Zum Glück sind sie seltener geworden. Ich kann das Leben heute viel mehr geniessen als früher, doch ich musste zuerst herausfinden, was mir wirklich Freude bereitet und wie ich echte Freude empfinden kann. Denn hier geht es nicht einfach darum, Spass zu haben. Freude geht tiefer, reicht weiter, als Spass. Freude ist mit Liebe und Zufriedenheit verbunden. Freude hat etwas mit meinem Sein zu tun. Deshalb kann Freude mich zu meinem Wesenskern führen. Was mir Freude bereitet, bringt mich näher zu mir. Ich habe aber auch gelernt, dass Gefühle wie Trauer zwischen mir und der Freude stehen können. Um zur Freude vorzudringen, muss ich also erst die 'unangenehmen' Gefühle akzeptieren und loslassen. Das ist ein schwieriger und manchmal langwieriger Prozess. Aber er lohnt sich.
Heute früh bin ich barfuss in den Garten gegangen und habe mich von ihm wecken lassen. Die Farben, die verschiedenen Strukturen, die Düfte, das Plätschern der Enten im Teich, das feuchte Gras unter meinen Füssen, das Summen der Bienen - das ist pure Lebensfreude. Dieter Broers, Bio-Physiker und
Grundlagenforscher, sagt: 'Freude ist Liebe in Aktion.' Genau so war es.